Abstimmung zum Ergänzungskredit für den Neubau des Landesspitals
Das Stimmvolk wird am 16. Juni 2024 über den Nachtragskredit zum Neubau des Landesspitals abstimmen. Mit einem JA soll sichergestellt werden, dass Liechtenstein zeitnah ein modernes Landesspital erhält. Das Komitee gegen den Ergänzungskredit spricht sich mit seinem NEIN ebenfalls für einen Neubau aus. Die Initianten sind der Ansicht, dass nur eine Neuplanung (was ein Nein bewirken würde) allen aktuell relevanten Kriterien gerecht werden kann.

Dieser Blog-Beitrag wird fortlaufend ergänzt und angepasst.

Wir informieren in diesem Beitrag über die Abstimmung zum Ergänzungskredit für den Neubau des Landesspitals und beleuchten Pro- und Kontra-Argumente.

Liechtenstein und sein Landesspital

Es ist eine Geschichte der Widersprüche, falscher Kommunikation und doch – glaubt man dem Referendumskomitee (Ewald Frick, Dr. med. Pepo Frick, Willi Frommelt, Harry Quaderer, Jack Quaderer, Dr. med. Markus Risch und Pio Schurti) – stehen alle auf derselben Seite. Glaubt man dem Bericht des Instituts für Liechtenstein, dann ist mehr als 80 % der Bevölkerung für ein eigenes Spital. Spricht man mit den Bürgerinnen und Bürgern, weiss niemand so richtig, was mit dem Neubau eigentlich geplant ist. Soll das neue Krankenhaus eine hochprofessionelle Notaufnahme und wenige Belegbetten für kleine Eingriffe bereitstellen oder soll ein Spital mit einem breiten Portfolio an Spezialistinnen und Spezialisten entwickelt werden?

Was sind die tatsächlichen Kosten bis zum Betriebsbeginn und wie hoch sind danach die Kosten für den Unterhalt und Betrieb? Soll das Spital gewinnbringend arbeiten, soll es sich selbst finanzieren oder wird von vornherein mit einem defizitären Betrieb gerechnet? Welche Erwartungen haben das Stimmvolk, die Ärzteschaft und Politik an das neue Spital (Entfernungen: Feldkirch 20 Min., Zürich 1 Stunde, Chur und St. Gallen 30 Min.) und wurden diese berücksichtigt?

Wenn der Zusatzkredit bei der Volksabstimmung am 16.06.2024 abgelehnt wird, sind sechs Jahre Arbeit und 2,8 Millionen in den Sand gesetzt. Was genau passiert wenn der Zusatzkredit angenommen wird?  Soll es jedes Jahr (wie gewohnt) einen neuen Haushaltsnachtrag geben? Macht es eventuell sogar Sinn mit dem Projekt zurück aufs Zeichenbrett zu gehen und von Grund auf neu zu planen?

Die Bürgerinnen und Bürger müssen mehr Details zum Spitalneubau erfahren. Worüber wird denn genau abgestimmt? Im Nachfolgenden zeigen wir auf, worum es beim neuen Spital geht, welche Fragen offen sind und wie es zu der aktuellen Volksabstimmung kam. 

Abstimmungen zum Neubau des Landesspitals in der Übersicht

10/2011

2011: Nein gegen Spitalneubau

Am 30.10.2011 entscheidet sich das Liechtensteiner Stimmvolk mit 58,1 % Nein-Stimmen gegen den Spitalneubau.

Contra-Argumente:

• Neubau nicht auf künftige Bedürfnisse der liechtensteinischen Bevölkerung ausgerichtet

• Kooperation statt Konkurrenz mit regionalen Spitälern zur Qualitätssteigerung durch höhere Fallzahlen

• Demografische Entwicklung und wachsender Pflegebedarf älterer Personen nicht berücksichtigt

• Mehr Geriatrie-Betten im Akutbereich benötigt, aber nicht geplant

• Bevölkerung sollte Kosten nicht tragen, während wenige Belegärzte profitieren

• Erhöhung der Patientenzahl um 52 % durch Demografie und Zuwanderung unrealistisch

• Defizite sollen durch unrealistische Maßnahmen wie Konkurrenz und Mengenausweitung ausgeglichen werden

• Kosten werden steigen, Bettkosten bereits jetzt auf Schweizer Höchstniveau

• Neubau zieht zusätzliche ausländische Spezialisten an, Kosten-Nutzen-Verhältnis fraglich

• Standort und Bedarf an 4 Operationssälen und 1400 qm Reservefläche muss hinterfragt werden (66 % grösseres Gebäude)

• Notfallversorgung und Belegarztsystem ohne Qualitätskompromisse schwer vereinbar

• Keine Privatklinik auf Staatskosten, sondern verantwortungsvolle Planung für zukünftige medizinische Bedürfnisse der Bevölkerung

Pro-Argumente:

• Bevölkerung nutzt Landesspital: Knapp 60 % der Grundversorgungsleistungen werden dort erbracht

• Belegarztsystem schafft Vertrauen: Betreuung vor, während und nach dem Eingriff

• Vermeidung kostenintensiver Leerläufe: Belegärzte werden nur für effektive Arbeit entschädigt (bezahlen für Spitalnutzung)

• Sanierung behebt keine Mängel: Neubau aus betriebsökonomischen und qualitativen Gründen

• Marktüblicher Preis pro Bett: Neubau für 77 Mio. CHF (plus 6 Mio. Reserve) für 77 Betten

• Investitionen im Inland (heimische Wirtschaft fördern): Neue Spitalfinanzierung in der Schweiz (01.01.2012) erhöht Investitionskosten ins Ausland

• Unverzichtbares Bindeglied im Gesundheitswesen: Landesspital verknüpft Leistungserbringer und unterstützt deren Arbeit

• Rentabilität und Zweckmäßigkeit wahren: Kooperationen notwendig, aber keine wesentlichen Grundversorgungsleistungen auslagern

• Kooperationen betreffen Bereiche, die das Spital nicht anbietet und haben keinen Einfluss auf das Bauprojekt: Landesspital benötigt massgeschneiderten Leistungsauftrag, der 2008 erstellt und 2011 bestätigt wurde

(Vgl. Regierung des Fürstentums Liechtenstein: Ergebnisse der Abstimmung vom 30. Oktober 2011 - Neubau Landesspital 2011. In: https://www.t.ly/kH7lV (Link gekürzt), zugegriffen am 17.05.2024.
Vgl. Regierung des Fürstentums Liechtenstein: Information zur Volksabstimmung. In: https://www.t.ly/Wzsei (Link gekürzt), zugegriffen am 17.05.2024.)

11/2019

2019: Ja für Spitalneubau

Am 24.11.2019 entscheidet sich das Liechtensteiner Stimmvolk mit 56.2 % Ja-Stimmen für den Spitalneubau.

Contra-Argumente:

• ohne Begründung: Kosten fast wie 2011, aber nur 40 statt 80 Betten

• Zu wenig mögliche Fälle für Qualität und Patientensicherheit im Neubau: 2.000 anstelle der 5.000 durch die Regierung geforderten Fälle

• Kürzlich wurden 9 Mio. CHF in den jetzigen Standort investiert

• Neubau schliesst Kooperation mit Regionalspital Grabs aus, obwohl die Entwicklung Richtung Zusammenarbeit verläuft

• Landesspital konkurriert mit Hausärzten

• Ambulante Grundversorgung gehört gesetzlich in Obhut von Haus- und Kinderärzten, die diese günstiger und wohnortsnaher anbieten

• Unabsehbare Folgekosten durch Mengenausweitungen: Krankenkassenprämien werden steigen

• Geriatrische Versorgung nicht abgedeckt: Wohnortsnahe Versorgung älterer Menschen gefährdet

• Geburtenstation wegen zu geringer Geburtenzahl und Qualitätsmangel auch im Neubau unverantwortbar

• Gegenwärtiges Gebäude und Angebot stehen bei Ablehnung weiterhin zur Verfügung

• Erneute Chance nötig: Entwicklung einer zukunftsfähigen Versorgung, besonders für ältere Menschen

Pro-Argumente:

• Varianten-Studie zeigt aufgrund der 40 Jahre alten Gebäudeinfrastruktur auf, dass weitere (notwendige) Investitionen am aktuellen Standort nicht sinnvoll sind

• Regierung erarbeitete begründeten Finanzbeschluss, Landtag genehmigte Kredit für Neubau im September 2019

• "Nein" 2011 wegen Kritik an Spitalqualität: Landesspital hat seither Qualität verbessert, arbeitet mit angestellten Ärzten und Belegärzten

• Staatsfinanzen haben sich verbessert (Sparprogramm 2011): Investition in Neubau ist tragbar – dank Überschüssen und Reserven

• Strukturelle Mängel aufgrund veralteter Gebäudeplanung bleiben: Sanierung der letzten Jahre betraf ausschliesslich technische Bereiche

• keine Angebotsausweitung: Spital soll Leistungsumfang eines Regionalspitals beibehalten

• Eigenes Spital sichert Handlungsfreiheit und Souveränität

• wirtschaftlicher Nutzen: Landesspital beschäftigt 170 Angestellte, bildet Fachkräfte aus (besonders in der Pflege) und hilft gegen Fachkräftemangel

(Vgl. Regierung des Fürstentums Liechtenstein: Ergebnisse der Abstimmung vom 24. November 2019 - Neubau Landesspital. In: https://www.t.ly/5Nzyx (Link gekürzt), zugegriffen am 17.05.2024.
Vgl. Regierung des Fürstentums Liechtenstein: Information zur Volksabstimmung. In: https://www.t.ly/qwC4U (Link gekürzt), zugegriffen am 17.05.2024.)

03/2024

Finanzbeschluss: Ergänzungskredit über 8,3 Millionen genehmigt

Am 07.03.2024 genehmigt der Landtag einen Ergänzungskredit von sechs Millionen Franken für das grundlegend überarbeitete und redimensionierte Bauprojekt "Inspira II" (Neubau des Landesspitals).

Zugestimmt wurde auch einem Ergänzungskredit von 0,6 Millionen Franken für Pandemievorkehrungen und 1,7 Millionen Franken für Fassaden-Photovoltaikanlagen. Eine Geburtenstation wird am neuen Landesspital nicht umgesetzt werden. Der Kredit von 1 Million Franken für eine Geburtenstation wurde abgelehnt.

(Vgl. Regierung des Fürstentums Liechtenstein: Bericht und Antrag der Regierung an den Landtag des Fürstentums Liechtenstein betreffend die Genehmigung von Ergänzungskrediten für den Neubau des Liechtensteinischen Landesspitals. In: https://www.t.ly/dqF4K (Link gekürzt), zugegriffen am 18.05.2024.)

Mario Wohlwend von der Vaterländischen Union VU meint, das Volk sollte das letzte Wort haben, da sich die Entscheidungsgrundlagen und das Umfeld seit der Abstimmung von 2019, die mit 56,2 % Ja-Stimmen endete, stark verändert haben.

Landtagsabgeordnete Bettina Petzold-Mähr findet, die Diskussion um den Spitalneubau und die Ergänzungskredite müsse ein Ende finden. Sie hält eine erneute Volksabstimmung für den falschen Weg, da dies den Volksentscheid von 2019 nicht respektieren und eine neuerliche Grundsatzdebatte über das Landesspital eröffnen würde.

(Vgl. o.V.: Ergänzungskredit von sechs Millionen genehmigt. In: Radio Liechtenstein https://www.t.ly/nyLmL (Link gekürzt), zugegriffen am 18.05.2024.)

04/2024

Referendum gegen Finanzbeschluss zustandegekommen

Ein Referendumskomitee ergreift am 14.03.2024 (Beginn der Unterschriftensammlung) das Referendum gegen den Finanzbeschluss vom 07.03.2024 zum Ergänzugskredit über 6 Mio. CHF. Am 12.04.2024 werden 1.692 Unterschriften der Regierungskanzlei übergeben. Das Volk wird zum dritten Mal zum Thema "Neubau Landesspital" befragt.

Pepo Frick vom Referendumskomitee zeigt sich erleichtert, dass das Referendum ergriffen wurde, da es parteiübergreifend und ohne Parteirückhalt organisiert wurde.

(o.V.: Referendum zum Landesspital ist zustandegekommen. In: Radio Liechtenstein https://www.t.ly/P_VXK (Link gekürzt), zugegriffen am 18.05.2024.)

Volksabstimmung zum Landesspital geht in die dritte Runde

Liechtensteins Stimmbevölkerung entscheidet am 16.06.2024 über das Referendumsbegehren zum Finanzbeschluss vom 07.03.2024 über die Genehmigung eines Ergänzungskredits (6 Mio. CHF) zum Neubau des Liechtensteinischen Landesspitals auf Basis des neuen, überarbeiteten Vorprojekts "Inspira II".

TV-Diskussion

Die Regierung organisierte am 21.05.2024 eine Diskussionsveranstaltung zur Meinungsbildung.
Regierungsrat Manuel Frick, Thomas Tschirky (stv. Direktor. Landesspital), und Karin Zech-Hoop (Landtagsabgeordnete, Pro-Komitee) vertreten die Pro-Seite. Pepo Frick und Markus Risch vertreten das Referendumskomitee. 

Die Veranstaltung wurde von Tanja Cissé moderiert, aufgezeichnet und in Gebärdensprache gedolmetscht. Die Sendung wird täglich um 19:00 Uhr vom 22.05.2024 bis 02.06.2024 auf dem Landeskanal wiederholt.

Pro Ergänzungskredit Neubau Landesspital

Argumente und Hintergrundinformationen, die für einen Ergänzungskredit zum Neubau des Liechtensteinischen Landesspitals sprechen

Wir bedanken uns bei Sandra Copeland, Spitaldirektorin und Ihrem Team für das Bereitstellen der Informationen.

Positiver Volksentscheid 2019

2019 sprach sich das Stimmvolk für den Neubau und Standort aus.

Präzisere Kalkulation

Der Finanzkredit 2019 basierte auf einer Schätzung der benötigten Flächenkosten (Multiplikation der benötigten Flächen mit einem Flächenpreis). In der Wettbewerbsphase 2020 führten detailliertere Informationen zu erweiterten Anforderungen. Der Ergänzungskredit ergibt sich aus 23 % mehr Nutzfläche als ursprünglich geplant. Das Projekt wurde umfassend überarbeitet und präziser kalkuliert, was eine genauere Kostenermittlung ermöglichte.

Günstigerer Neubau statt teure Kernsanierung

Die Infrastruktur stammt aus den 1970er-Jahren, ist sanierungsbedürftig und erfüllt viele Anforderungen nicht mehr. Beispiele: Die Deckenhöhen im Operationssaal sind zu niedrig für moderne Technik und nicht alle Patientenzimmer haben ein Badezimmer.

Eine alternative, aufwändige und teure Kernsanierung würde jahrelang eine Baustelle mit sich bringen und der Betrieb müsste teilweise in ein Provisorium umziehen. Das Ergebnis wäre ein suboptimales Spital mit veraltetem Kern und höheren Kosten als ein Neubau.

Medizinische Grundversorgung sicherstellen

Das Spital wurde kompakt für die effiziente Erbringung der medizinischen Grundleistungen geplant, wie es die Eignerstrategie der Regierung festlegt. Der Neubau soll diese medizinische Grundversorgung sicherstellen.

Schnelle und sichere Notfallversorgung

Das Spital arbeitet eng mit Hausärztinnen und Hausärzten zusammen und übernimmt auf deren Wunsch bestimmte Dienste. Dies gewährleistet eine hochwertige 24/7-Notfallversorgung ohne lange Wartezeiten.

Kooperationen

Zur Sicherstellung einer effizienten und wohnortnahen medizinischen Versorgung, arbeitet das Landesspital eng mit über 30 Partnerorganisationen wie zum Beispiel dem Kantonsspital Graubünden (KSGR) und dem Labor Dr. Risch (neu Sonic Suisse) zusammen. Die Auslagerung der Sterilisationsabteilung mit dem Neubau an das Spital in St. Gallen ist kein Sonderfall: Viele kleine Spitäler reagieren gleichermassen auf die gewachsenen Qualitätsansprüche im Bereich der Sterilisation.

Keine horizontalen Kooperationen

Die Zusammenarbeit mit dem Spital Grabs bleibt auf operativer Ebene effektiv und wird fortgesetzt. Eine institutionalisierte Kooperation und Aufteilung von Leistungen im Rahmen einer sogenannten „horizontalen Kooperation“ erweist sich jedoch in der Regel als problematisch. Mehrere regionale Beispiele zeigen, dass die Abgrenzung von Leistungen schwierig ist und solche Kooperationen oft zur Schliessung von Standorten oder zum Abbau von Leistungen führen.

Souveränität bleibt gewahrt

Durch den Neubau können Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner auch zukünftig selbstbestimmt das Steuer der Gesundheitsversorgung in der Hand behalten. Eine einseitige Zuweisung von Leistungen via Spitalplanung aus der Zentrale eines Kantons in der Schweiz ist nicht im Interesse des Landes.

Wertschöpfung bleibt im Land

Der Staat übernimmt 55 % der Kosten für einen Spitalaufenthalt. Steuergelder fliessen nicht ins Ausland ab.

Wichtige Arbeits- und Ausbildungsplätze

Das Landesspital bietet 200 Arbeits- und jährlich 40 Ausbildungsplätze. Ein den aktuellen Baustandards entsprechendes Spital bindet nicht nur qualifiziertes Fachpersonal und sichert als attraktiver Ausbildungsstandort zukünftig benötigtes Fachpersonal sondert schafft auch die Möglichkleit über neue Belegärztinnen und -ärzte kostendeckender zu arbeiten.

Durch die Nutzung des Spitals durch Belegärztinnen und -ärzte wird auch ein wichtiger Wissenstransfer zwischen der Beleg- und Angestelltenärzteschaft gewährleistet und trägt zur kontinuierlichen Verbesserung und Qualitätssicherung bei.

Zukunftsfähigkeit sicherstellen

Medizinische Fortschritte und die steigende Lebenserwartung erfordern eine flexible Anpassungsfähigkeit in der Gesundheitsversorgung. Ein moderneres Gebäude unterstützt diese Anpassungsfähigkeit.

Qualitätsstandards werden eingehalten

Das Landesspital bietet eine hochwertige medizinische Grundversorgung, die den Qualitätsstandards Schweizer Spitäler entspricht. Externe Audits bestätigen regelmäßig die Qualität, die durch Zertifikate wie sanaCert, H+ Rekole, SIWF zertifizierte Weiterbildungsstätte FMH und DHG – Siegel Qualitätsgesicherte Hernienchirurgie belegt ist.

Krankenkassenprämien bleiben gleich

Der Neubau hat keinen Einfluss auf Krankenkassenprämien, da das Land die Infrastruktur finanziert.

Contra Ergänzungskredit Neubau Landesspital

Argumente und Hintergrundinformationen, die gegen einen Ergänzungskredit zum Neubau des Liechtensteinischen Landesspitals sprechen

Wir bedanken uns bei Dr. med. Pepo Frick und Dr. med. Markus Risch für den persönlichen Austausch. Die nachfolgenden Argumente haben wir aus Zeitungsartikeln zusammengetragen.

Konzept unter Einbezug aller Akteure fehlt

Es soll ein modern konzipiertes Landesspital entstehen. Nicht die Gebäudehülle ist massgebend, sondern ein medizinisches Konzept unter Einbezug aller beteiligten Akteure.
Es braucht ein schlankes Spital mit Einbezug der einheimischen Ärzteschaft mit einem 24-Stunden Notfalldienst, organisiert durch die Hausärztinnen und Hausärzte als Drehscheibe der medizinischen Versorgung koordiniert mit dem Landesspital.

Künftige Veränderungen berücksichtigen

Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir uns einen Neubau leisten können. Dieses Geld soll nicht in ein konzeptloses Auslaufmodell investiert werden (die derzeitige Eignerstrategie stammt aus dem Jahr 2012). Die Veränderungen der nächsten Jahre müssen berücksichtigt werden, Stichworte: Minimalinvasive ambulante Chirurgie, kürzere stationäre Aufenthalte, Telemedizin und Künstliche Intelligenz.

Nein zum Kredit ist kein Nein zum Neubau

Ein Nein zum Nachtragskredit bedeutet in keiner Weise, dass es keinen Neubau geben wird. Das Volk hat bereits 65 Mio. CHF zugesprochen. Diese Summe steht auch dann noch zur Verfügung, wenn der Nachtragskredit abgelehnt wird.

Restfläche ohne Nutzungskonzept

Durch den Wegfall der Geburtenstation verbleibt eine Fläche von 500 qm, für die keine Verwendung besteht. Der Vorschlag der Integration einer psychiatrischen Abteilung in ein Grundversorgungsspital ist nicht ohne weiteres umsetzbar. Auch die Nutzung als Akutgeriatrie ist schon auf Basis der geringen Fallzahlen fragwürdig.

Nein als Chance für erneute Konzeption

Ein Nein zum Ergänzungskredit ist die optimale Chance, für Liechtenstein ein passendes Spital zu bauen. Das derzeitige Spital funktioniert und die Zeit für eine Neuentwicklung steht zur Verfügung.

Katastrophenfall nicht abgedeckt

Ein eigenstaatliches Agieren im Katastrophenfall ist ohne Sterilisationseinheit, die im Neubau nicht vorgesehen ist, nicht möglich. Durch die Auslagerung der Sterilisation in die Schweiz besteht trotz Neubau eine Abhängigkeit.

Fallzahlen passen nicht zum Konzept

Auf Grund der geringen Fallzahlen (Einwohnendenzahl Liechtenstein = 40.000; allgemein versorgt ein Akutspital eine Population von ca. 170.000-200.000 Einwohnende) ist eine Fokussierung auf den bestehenden Bedarf notwendig. Es besteht eine Nachfrage für eine solide Notfallstation in der eine primäre Abklärung und Behandlung der einfacheren Fälle angeboten wird – auch Kleinchirurgie und Röntgen /MRI/CT sind möglich.

Zahlen und Fakten

Wir haben die aktuellsten Daten zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Blogbeitrages recherchiert und ausgewertet. Sämtliche Auswertungen basieren auf unterschiedlichsten Quellen, die teils auch verschiedene Werte enthalten. Die Grafiken können nur grobe "Tendenzen" aufzeigen und sollen auch aufzeigen, wie man mehr Fakten in die gesamte Diskussion bringen kann. Die Recherchen und Auswertungen haben wir mittels Datenanalysen entsprechend trainierter KI-Systeme und wissenschaftlicher Standardmethoden (u.a. Extrapolation von Daten aus früheren Jahren) nach bestem Gewissen vorgenommen. Unser Ziel war es nicht ein Dokument zu erstellen, das zu 100 % einer wissenschaftlichen Prüfung standhält sondern grobe Aussagen über "Tendenzen" zu treffen.

Potenzielle Auslastung pro Akutspital in den Kantonen der Schweiz und Liechtenstein

Um das Einzugsgebiet eines Akutspitals zu berechnen, wird die Bevölkerungszahl durch die Anzahl der Akutspitäler im jeweiligen Kanton bzw. dem Land Liechtenstein geteilt. Die Grafik listet vertikal aufsteigend die durchnittliche potentielle Auslastung nach Anzahl der Einwohnenden eines Akutspitals pro Schweizer Kanton und Liechtenstein auf. Zur Orientierung wird die Bevölkerungsdichte mit aufgelistet.
(Quellen: Federal Statistical Office, Citypopulation.de, Bundesamt für Statistik (BFS), Schweizer Spitalverzeichnis, kantonale Gesundheitsämter und Spitallisten der jeweiligen Kantone sowie Bundesamt für Landestopografie (swisstopo) und Wikipedia für flächenbezogene Informationen)

Diese Methode berücksichtigt weder die Verteilung der Altersstruktur der jeweiligen Kantone, die Anzahl der Betten, die Anzahl von Reisenden und die Anzahl der Notfallärztinnen und Notfallärzte je Akutspital noch bezieht sie eine Erreichbarkeitsanalyse (Modellierung der Erreichbarkeit eines Spitals anhand der Verteilung der Bevölkerung und z. B. des Strassennetzes) mit ein. In Liechtenstein liegt desweiteren der spezielle Fall vor, dass davon auszugehen ist, dass liechtensteinische Bürgerinnen und Bürger im Notfall durchaus auch z. B. das schnell erreichbare Spital in Grabs nutzen. Parallel dazu muss aber auch die deutlich erhöhte potenzielle Patientinnen- und Patientenanzahl aufgrund der hohen Anzahl an Arbeitnehmenden aus dem benachbarten Österreich und der benachbarten Schweiz berücksichtigt werden.

Nach dieser stark vereinfachten Vergleichsmethode befindet sich das Liechtensteinische Landesspital (LLS) mit knapp 40.000 unter dem Durchschnitt (ca. 66.000) sämtlicher potenzieller Patientinnen und Patienten (Einwohnende) der Akutspitäler in der Schweiz und Liechtenstein. Graubünden liegt bei 18.182 und St. Gallen bei 58.333. Um einen noch realistischeren Vergleichswert zu erhalten, müssten bei der Berechnung des Durchschnitts die "Stadt-Kantone" anders bewertet werden, was einen niedrigeren Durchschnittswert zur Folge hätte.

Bitte beachte, dass auf mobilen Endgeräten nicht die komplette Grafik dargestellt wird.

Das Argument der Contra-Seite, dass ein Akutspital eine Population von ca. 170.000 - 200.000 Einwohnende versorgt, ist - zumindest nach dieser Methode der Auswertung – nicht nachvollziehbar. Es ist durchaus möglich, dass diese Zahlen benötigt werden, um als reines Akutspital kosteneffizient arbeiten zu können. Diese Zahlen sind aber aufgrund der Bevölkerungsdichte in keinem Kanton der Schweiz erreichbar.

Durchschnittliche Ein-/ Austritte pro Akutärztin oder Akutarzt der Akutspitäler in den Kantonen der Schweiz und Liechtenstein im Bereich der Akutsymptomatik

Ein weiterer Faktor, um die Effizienz in Bezug auf Behandlungen eines Akutspitals zu analysieren, ist der Vergleich der Ein-/ Austritte pro Notfallärztin / Notfallarzt des jeweiligen Akutspitals. Um eine grobe Aussage über die Effizienz der Akutspitäler treffen zu können, ziehen wir die Durchschnittswerte der jeweiligen Kantone heran. Natürlich gibt es innerhalb der Akutspitäler Schwankungen. Wir haben uns auf folgende Daten konzentriert und daraus die Durchschnittswerte berechnet:

  • Anzahl der Akutspitäler pro Kanton
  • Anzahl der Betten für akute Fälle
  • Anzahl der Ärztinnen und Ärzte, die speziell für akute Fälle eingestellt sind
  • Ein- und Austritte für akute Fälle

(Quellen: Bundesamt für Gesundheit (BAG), Bundesamt für Statistik (BFS), Kantonale Gesundheitsämter, Spitalstatistiken)

Bitte beachte, dass auf mobilen Endgeräten nicht die komplette Grafik dargestellt wird.

Im Ergebnis lässt sich sagen, dass das Landesspital Liechtenstein was die Effizient anbelangt, verglichen mit den Durchschnittswerten der Akutspitäler der einzelnen Kantone der Schweiz, positiv zu bewerten ist und auf keinem Fall unter den Durchschnittswerten der Kantone in der Schweiz liegt. Da wir hier nicht die einzelnen Akutspitäler vergleichen (die entsprechende Auswertung würde hier den Rahmen sprengen) und die Daten bisweilen schwer auszuwerten sind, können die Werte nur eine "Tendenz" aufzeigen, da ein einzelnes Akutspital mit den Durchschnittswerten sämtlicher Akutspitäler der jeweiligen Kantone in der Schweiz verglichen werden.

Durchschnittliche Gewinne/Verluste der Akutspitäler in den Kantonen der Schweiz und Liechtenstein

Ein weiterer Faktor, um die Effizienz in Bezug auf Behandlungen eines Akutspitals zu analysieren, ist der Vergleich der Ein-/ Austritte pro Notfallärztin / Notfallarzt des jeweiligen Akutspitals. In diesem Fall müssten jedoch auch die Spezialisierungen der jeweiligen Akutspitäler und deren Anteil an der Kostendeckung mit einbezogen werden. Interessant sind aber auch die Gesamt-Verluste bzw. Gewinne. Diese müsste man aber auf die einzelnen Spitäler beziehen, um Aussagen treffen zu können, in wiefern sich eine Akutabteilung finanziell lohnt. Ein entsprechender Vergleich würde hier den Rahmen sprengen.

(Quellen: Bundesamt für Statistik (BFS), Kantonale Gesundheitsämter und Spitalverzeichnisse, Expatica, BioMed Central Ltd, Antimicrobial Resistance & Infection Control)

Bitte beachte, dass auf mobilen Endgeräten nicht die komplette Grafik dargestellt wird.

Verglichen mit den durchschnittlichen Verlusten der Akutspitäler der Kantone in der Schweiz befindet sich das Liechtensteinische Landesspital im Mittelfeld.

Normierte Anteile der Akutfälle an durchschnittlichen Gesamtaustritten der Akutspitäler in den Kantonen der Schweiz und Liechtenstein

Analysiert wurden die durschschnittlichen Anteile der Ein-/ Austritte für Akutfälle anteilig zu den Ein-/ Austritten der Gesamtfälle je Kanton der Schweiz und Liechtenstein. Zur besseren Darstellung wurden die Anteile normiert. Die normierten Anteile ergeben sich aus dem Verhältnis der Anteile eines Kantons zur Gesamtsumme multipliziert mit 100 %.

(Quellen: Bundesamt für Statistik (BFS), Kantonale Gesundheitsämter und Spitalverzeichnisse, Expatica, BioMed Central Ltd, Antimicrobial Resistance & Infection Control)

Bitte beachte, dass auf mobilen Endgeräten nicht die komplette Grafik dargestellt wird.

Es lässt sich feststellen, dass alle Akutspitäler – ebenso das Landesspital Liechtenstein – im absoluten Durchschnitt liegen. Offensichtlich liegt der durchschnittliche Anteil an Akutaustritten zu Gesamtaustritten zwischen 60 und 70 % (homogene Verteilung bzw. Balkendicke im Diagramm).

MiM-Fazit: Pro Ergänzungskredit

Die MiM Partei empfielt ein "Ja" zum Nachtragskredit für den Neubau des Liechtensteinischen Landesspitals (LLS).

Positiver Volksentscheid aus 2019

Bereits 2019 hat das Volk mehrheitlich für den Neubau des Landesspitals gestimmt. Diese Entscheidung zeigt das Vertrauen der Bevölkerung in die Notwendigkeit und den Nutzen eines modernen Spitals, das den aktuellen und zukünftigen Anforderungen gerecht wird.

Wirtschaftliche Effektivität des Landesspitals

Ein Blick auf die Vergleichszahlen der Akutspitäler in den Schweizer Kantonen zeigt, dass das LLS bisher gut geführt wurde, wirtschaftet ähnlich effektiv. Diese solide Grundlage spricht für den Neubau und die Modernisierung der Infrastruktur.

Argumente der Contra-Seite

Während die Gegenargumente hinsichtlich der Kosten und des finanziellen Risikos beachtet werden müssen, sind sie keine unüberwindbaren Hürden. Die geplante Finanzierung und die langfristigen Vorteile eines modernen Spitals überwiegen den Bedenken.

Wichtige Hinweise zur weiteren Entwicklung

Eine Spezialisierung für die Gewinnoptimierung ist eine prüfenswerte Option, um das neue Spital wirtschaftlich noch effizienter zu gestalten. Zudem darf die Inbetriebnahme des Neubaus nicht das Ende der strategischen Weiterentwicklung bedeuten. Es ist essenziell, weiterhin auf technologische Innovationen und die demografischen Veränderungen zu reagieren. Eine enge Zusammenarbeit mit allen Akteuren des Gesundheitswesens ist dabei unerlässlich.

Ein seriöses Projekt- und Informationsmanagement und die Einhaltung der Kosten ist für das Vertrauen der Bevölkerung unerlässlich. Eine erneuter Ergänzungskredit ist aus unsere Sicht nicht zu rechtfertigen.

Die MiM-Partei hebt hervor, dass die bisherigen Leistungen des LLS, der positive Volksentscheid und die langfristigen Vorteile eines modernen Spitals klare Argumente für ein "Ja" zum Ergänzungskredit sind.

Elektronisches Gesundheitsdossier
Seit Juli 2023 werden im Rahmen des elektronischen Gesundheitsdossiers (eGD) medizinische und genetische Daten jeder in Liechtenstein wohnenden Person ohne deren Zustimmung erfasst und gespeichert. Mit einer im April 2023 eingereichten Volksinitiative wird eine Gesetzesänderung gefordert. Die Initiative fordert, dass Personen sich aktiv (Opt-in) zum eGD anmelden müssen. Dieser Beitrag bietet eine Übersicht über die Entwicklung sowie die Vor- und Nachteile einer elektronischen Erfassung gesundheitsrelevanter Daten.